Besonders hoch scheint die Arbeitskräfteüberauslastung laut Jahresgutachten zurzeit im Baugewerbe zu sein. Daraus ergeben sich weitere Folgen: Einerseits führt die hohe Auslastung bei gleichzeitig positiver Auftragslage dazu, dass kapazitätserweiternde Investitionen zunehmen und der Aufschwung anhält. Andererseits sorgen die bestehenden Kapazitätsgrenzen und der einsetzende Arbeitskräftemangel für eine Verlangsamung des Wachstumstempos, da weniger freie Ressourcen zur Verfügung stehen, die schnell aktiviert werden können.
Laut Jahresgutachten zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung des Sachverständigenrats von Anfang November 2017 befindet sich die deutsche Wirtschaft in einem langanhaltenden und kräftigen Aufschwung. Der Sachverständigenrat rechnet mit Zuwachsraten des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,0 Prozent im Jahr 2017 und 2,2 Prozent im Jahr 2018. Dieser sehr erfreuliche Aufschwung wird bereits seit Längerem durch privaten Konsum, Staatsausgaben und Bauinvestitionen getragen. Zusätzlich investieren Unternehmen stärker in Ausrüstungen sowie in Forschung und Entwicklung. Darin spiegeln sich die immer knapper werdenden Produktionskapazitäten sowie die optimistischeren Zukunftserwartungen wider.
Mit der Zuwachsrate von 2,0 Prozent BIP befindet sich die deutsche Wirtschaft in einer Überauslastung, das bedeutet, dass das tatsächliche BIP größer ist als das potenzielle BIP (derzeit 1,4 Prozent). Überauslastung bedeutet, dass die Produktionsfaktoren über ihre Möglichkeiten hinaus ausgelastet sind. Die entstehenden Anspannungen äußern sich beispielsweise darin, dass es für Unternehmen schwieriger wird, offene Stellen zu besetzen.
Besonders hoch scheint die Arbeitskräfteüberauslastung laut Jahresgutachten zurzeit im Baugewerbe zu sein. Daraus ergeben sich weitere Folgen: Einerseits führt die hohe Auslastung bei gleichzeitig positiver Auftragslage dazu, dass kapazitätserweiternde Investitionen zunehmen und der Aufschwung anhält. Andererseits sorgen die bestehenden Kapazitätsgrenzen und der einsetzende Arbeitskräftemangel für eine Verlangsamung des Wachstumstempos, da weniger freie Ressourcen zur Verfügung stehen, die schnell aktiviert werden können. Die daraus entstehende Knappheit lässt anschließend das Preisniveau stärker steigen als in den vergangenen Jahren. Zurzeit scheinen Inflations- und Lohnentwicklung moderat. Preise und Löhne werden in den nächsten Monaten aber aufgrund der stärker werdenden Arbeitskräfteknappheit moderat ansteigen.
Die steigende Zahl an offenen Stellen spricht dafür, dass es Unternehmen zunehmend schwerfällt, geeignete Arbeitskräfte zu finden. Im zweiten Quartal 2017 gab es insgesamt 1,1 Millionen offene Stellen. Dies entspricht einem Anstieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um zwölf Prozent. Der Sachverständigenrat empfiehlt insbesondere das vorhandene Arbeitskräftepotenzial auszuschöpfen, Langzeitarbeitslose sowie anerkannte Asylbewerber dauerhaft in den Arbeitsmarkt zu integrieren und die gesteuerte Zuwanderung auf qualifizierte Fachkräfte ohne akademischen Abschluss aus Nicht-EU-Staaten auszuweiten. Momentan wird der Arbeitskräftemangel durch Frauen und ältere Personen sowie anerkannte Asylbewerber kompensiert. Dieses Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft. Um dieses Potenzial zu erhöhen, müssen die Rahmenbedingungen verbessert zum Beispiel die Vereinbarkeit von Familie und Beruf vereinfacht werden. Darunter fället der Ausbau von Ganztagsbetreuung für Kinder oder die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und Arbeitsort.❙
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