FrauenZimmer stellt Unternehmerinnen, Mitarbeiterinnen und Handwerksfrauen der Baubranche in den Mittelpunkt und ist eine Plattform, die sie nutzen können, um sich auf Augenhöhe auszutauschen und sich zu vernetzen. Damit das Vernetzen besser klappt, stellen wir euch regelmäßig Frauen in unserem Blog vor und lassen sie von ihren Erfahungen und persönlichen Meinungen berichten. Heute geht es um die Zimmerin Cecilia Schowwe.
Name: Cecilia Schowwe
Beruf: Zimmerin, seit Herbst 2020 besuche ich den Meisterlehrgang des Zimmererhandwerks
Wie bist du zum Handwerk gekommen?
Im Rahmen meiner Schullaufbahn habe ich mich dazu entschieden, ein Fachabitur im Bereich der Bautechnik zu absolvieren, was sich im Nachgang als eine sehr wichtige Entscheidung für meinen weiteren Werdegang darstellen sollte. Den ersten Teil meines Praktikums absolvierte ich klassischerweise (für eine Frau) im Büro als Bauzeichnerin. Ziel für mich war es zu diesem Zeitpunkt, nach meinem Fachabitur eine Ausbildung als Bauzeichnerin anzufangen. Nach meinem halbjährigen Praktikum wurde mir dieser Ausbildungsplatz angeboten und ich war überglücklich.
Den zweiten Teil meines Praktikums absolvierte ich in einer Zimmerei. Dies war schnell klar für mich, da mein Vater, selbst Zimmerermeister, mir immer wieder dargestellt hatte, wie beeindruckend das klassische Handwerk sein kann. Die Arbeit der Zimmerer hat mich vom ersten Tag an beeindruckt. Mit etwas Kreativität, Geschick und einem Lächeln im Gesicht kann man mit seinen eigenen Händen etwas Großes schaffen und das jeden Tag aufs Neue. Am Ende meines Praktikums in der Zimmerei wurde mir auch hier ein Ausbildungsplatz angeboten und ich kann gar nicht in Worte fassen, wie stolz und glücklich ich in diesem Moment gewesen bin. Schließlich habe ich mich gegen einige Bewerber durchgesetzt. Ohne ein vorheriges Praktikum wäre das wohl kaum möglich gewesen.
Schlussendlich hatte ich zwei Stellenangebote, zur Bauzeichnerin und zur Zimmerin. Für mich war schnell klar, dass ich den Beruf der Zimmerin erlernen möchte und ich habe die Herausforderung angenommen.
Was ist das Beste an deinem Beruf?
Am Ende des Tages zu sehen, was man mit seinen eigenen Händen geschafft, erschafft oder gestaltet hat. Das ist ein tolles Gefühl.
Welche Probleme hast/hattest du als Frau in deinem Berufsleben? Wie bist du damit umgegangen?
Bei dieser Frage musste ich zunächst lächeln. Als ich mich entschieden habe, eine Ausbildung in der Zimmerei zu absolvieren, musste ich mich oft mit Aussagen auseinandersetzten wie: „Das ist doch kein Job für Frauen, du kannst doch eine Ausbildung zur Bauzeichnerin absolvieren!“ oder „Ist der handwerkliche Beruf nicht zu schwer für dich? Du arbeitest dann auf einer Baustelle und musst schwer heben.“
Ganz ehrlich, diese Sprüche von Familie, Freunden und Bekannten haben mich wirklich eingeschüchtert.
Was dagegen am besten hilft? Sich bewusst zu machen, was einem wirklich Freude bereitet, denn jeder kann nur für sich alleine entscheiden, wo sein Glück liegt. Mach dein eigenes Ding!
Gibt es Themen in der Branche, die deiner Meinung nach angepackt werden sollten?
Aufklärungsarbeit über den Beruf, mehr Werbung in Schulen vor allem von der 8. bis zur 10. Klasse, Besuch der Schulen durch Botschafter. Ich denke es ist wichtig, schon in der Schule auf handwerkliche Berufe aufmerksam zu machen und mal über sich und die Erfahrungen im Handwerk zu erzählen. Denn leider bekomme ich noch oft genug mit, dass viele den Beruf Zimmerin/Zimmerer nicht kennen und das erschreckt mich dann doch ein wenig.
Die Handwerksbetriebe sollten weiterhin offen für jeden Mensch und für jede Persönlichkeit sein. Wir sollten uns alle frei von Vorurteilen machen, es ist viel einfacher, so Menschen und tolle Persönlichkeiten kennenzulernen. Auf der anderen Seite sollten Jugendliche ermutigt werden, gängige Rollenklischees und Vorurteile zu hinterfragen.
Welchen Ratschlag/Tipp hast du für andere Frauen im Handwerk?
Nicht nur für Frauen, wir sollten uns alle freimachen von Klischees. Mein Tipp soll für jeden sein, der sich diesem annehmen möchte oder für sich einen Mehrwert darin entdeckt:
Lass dir von niemanden sagen: „Du kannst das nicht!“ Zeig Ihnen einfach dein Können und hab Spaß an dem, was du tust!
Was machst du zum Ausgleich nach einem stressigen Tag?
Ich gehe Laufen, diese Leidenschaft begleitet mich schon seit dem 8. Lebensjahr. In meiner Freizeit unternehme ich auch gerne etwas mit meinen Freunden und gehe am Wochenende auch mal feiern. Das aber war in letzter Zeit ja nicht wirklich möglich. Nicht zu vergessen das Heimwerken, gerne auch mit meinem Papa, von dem ich noch eine Menge lernen kann.
Was macht dich persönlich aus? Gibt es ein besonderes Hobby oder engagierst du dich für eine bestimmte Sache?
Die Arbeit mit Menschen, vor allem mit Kindern und Jugendlichen bereitet mir viel Freunde, daher bin ich in unserer Ortsgemeinde als Trainerin im Sportverein und als Gruppenleiterin aktiv.
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