Rudolf Müller

Für den Notfall gerüstet

Für den Notfall gerüstet

Nach zwei erfolgreichen Kongressen fand Mitte Oktober unser erstes regionales FrauenZimmer-Netzwerktreffen in Stuttgart statt.  Die Teilnehmerinnen erfuhren bei der halbtägigen Veranstaltung, wie sie bei einem Notfall durch gezielte Vorsorge die Existenz ihres Betriebs sichern und profitierten auch von den persönlichen Erfahrungen der beiden Referentinnen.  Trotz des ernsten Themas kam der anschließende gesellige Austausch bei Wein und selbstgemachten Maultaschen nicht zu kurz.

Sonne, kristallklares Wasser, unbeschwerte Tage auf dem Boot – was zunächst wie ein Traumurlaub begann, wurde für Bärbel Küpper schnell zum Alptraum. Im Segelurlaub in Kroatien – dem ersten ohne die drei gemeinsamen Kinder – verunglückte ihr Mann Ludger tödlich. Zu diesem Zeitpunkt war Barbara Küpper bereits seit 25 Jahren im gemeinsamen Familienunternehmen DACH WERKSTATT Küpper tätig und zuständig für Personal, Finanzen und Sekretariat. Wie das Leben nach diesem Schicksalsschlag weiterging und wie es vor allem um den Familienbetrieb stand, davon berichtete Barbara Küpper im Interview mit Christina Diehl (Mediengruppe Rudolf Müller), das den offiziellen Teil des FrauenZimmer-Netzwerktreffens in der Stuttgarter Besenwirtschaft Weingut Bauer Boskoop eröffnete.

Geschäftsführerin Barbara Küpper berichtet im Interview von Ihrem Schicksalsschlag. Bildquelle: Redaktion FrauenZimmer

Man konnte fast die sprichwörtliche Nadel fallen hören, als Barbara Küpper von dem schicksalhaften Tag berichtete, an dem ihr Mann verstarb. Jede der Teilnehmerinnen konnte den Schock und die Trauer nachempfinden; so manch eine hatte Tränen in den Augen. Nicht weniger aufmerksam waren die Zuhörerinnen jedoch, als Barbara Küpper berichtete, wie es mit dem Familienbetrieb weiterging. Ohne die richtige Vorsorge wäre es ihr nicht möglich gewesen, die Geschäftsführung des Unternehmens zu übernehmen, sodass der Betrieb weiterlaufen konnte und sie nun alleinverantwortlich für 33 Mitarbeiter ist.

Einen schicksalhaften Tag erlebte auch Dachdeckermeisterin Brigitte Latsch im Sommer 2009, als sie vom Dach fiel und sich ein Bein brach.  Sah es zunächst noch so aus, als könne sie ihrem Beruf als selbständige DDM weiter nachgehen, torpedierte eine Infektion den Heilungsprozess und mündete schließlich in der Berufsunfähigkeit der Handwerkerin. Doch statt zu jammern, nahm Brigitte Latsch ihr Schicksal an, verkaufte ihren Betrieb und sattelte mit über vierzig noch einmal komplett um. Nach einem Studium arbeitet sie heute als Redakteurin der Zeitschrift DDH Das Dachdeckerhandwerk. Im Gespräch mit Christina Diehl berichtete sie, welche Vorsorgemaßnahmen sie vor ihrem Unfall getroffen hatte, um in einem Notfall wie dem ihren abgesichert zu sein.

Christina Diehl (l.) und Brigitte Latsch (r.) im Interview. Bildquelle: Redaktion FrauenZimmer

Beide Frauen hatten Glück im Unglück, dass sie im Vorfeld die richtige Vorsorge getroffen hatten und dadurch ihre Existenz sichern konnten. Nicht zu unterschätzen sind dabei auch Freunde und Familie, die stützen und helfen. Gewünscht hätten sich beide Frauen mehr Unterstützung aus verschiedenen Richtungen: Beispielsweise einen Notfallmanager, der von der Innung angefordert werden kann. Vielen ist auch nicht bekannt,  dass die Handwerkskammern in derartigen Fällen Unterstützung bietet. Auch mehr Einfühlungsvermögen seitens der Mitarbeiter wäre wünschenswert bei einer betrieblichen und daraus meist auch resultierenden persönlichen Krise.

Last, bot not least: Man muss auch an sich denken.

Ganz besonders wichtig war den Referentinnen, ihr Wissen an die Teilnehmerinnen weiterzugeben und die eindringliche Botschaft zu vermitteln, wie wichtig Vorsorge und ein guter Notfallplan sind. Dafür standen sie nach den beiden Interviews für Fragen zur Verfügung, gaben Tipps und Hinweise und verrieten auch, was sie versäumt hatten. Sie legten den Teilnehmerinnen zudem den Ordner „Notfallmanagement im Dachdeckerbetrieb“ ans Herz, der Informationen und Arbeitshilfen enthält, um einen Fahrplan für den Notfall zu erstellen und alle wichtigen Dokumente zu sammeln. Der Ordner hilft dabei, vor einem möglichen Ausfall die notwendigen Maßnahmen zu treffen, um die Konsequenzen für den Betrieb zu mildern und diesen fortführen zu können.

Trotz des ernsten Themas kamen der Austausch unter den Teilnehmerinnen und das gemütliche Beisammensein nicht zu kurz. Nach den Interviews stand ein Maultaschenkochkurs auf dem Plan, an dem die Frauen begeistert teilnahmen. Die daraus entstandenen Maultaschen mit Fleischfüllung und die vegetarische Variante wurden gleich im Anschluss daran verzehrt. Einhellige Meinung der Teilnehmerinnen: Selbstgemacht schmeckt es immer noch am besten. Bei schwäbischem Wein direkt vom Weingut und guten Gesprächen klang der Abend aus.

Beim gemeinsamen Zubereiten der Maultaschen macht Netzwerken noch mehr Spaß. Bildquelle: Redaktion FrauenZimmer

Wollen auch Sie von den Erfahrungen der beiden Referentinnen profitieren, mit ihnen sprechen und sich unter Gleichgesinnten austauschen? Dann melden Sie sich gleich zu unseren Netzwerktreffen in Köln (7.11.) oder Münster (19.11.) an. Wir freuen uns auf Sie!

Bei den FrauenZimmer Netzwerktreffen kommt der Austausch untereinander nicht zu kurz. Bildquelle: Redaktion FrauenZimmer
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