Aus Netzwerken können neue Geschäftsmodelle und Partnerschaften entstehen
Ob neuer Auftrag oder neuer Job, meistens werden diese über Empfehlungen vergeben. Daher ist es sinnvoll, Kontakte zu anderen Menschen zu knüpfen. Dabei kommt es nicht darauf an, mit wen man sich verknüpft. Denn häufig versteckt sich hinter jedem neuen Kontakt ein spannendes Netzwerk. Aber: Wer nur etwas haben will, wird nicht weiterkommen. Wer hingegen viel gibt, wird später einiges mehr zurückerhalten.
Ein Haus baut sich nicht alleine. Wer in der Baubranche erfolgreich ist, kennt meist die richtigen Leute und ist gut im Netzwerken. Nichtsdestotrotz hält sich die weit verbreitete Ansicht, dass netzwerken bedeute, sich angestrengt auf Veranstaltungen zu unterhalten und dass es nur etwas für laute, egoistische Menschen sei.
Vorteile der Schüchternen
Dabei haben introvertierte und schüchterne Menschen einigen Vorsprung beim Netzwerken. Sie müssen sich stark überwinden, bis sie die Initiative ergreifen. Deswegen beobachten und analysieren sie ganz genau ihr Umfeld, um dann letztendlich die Personen anzusprechen, die sie wirklich interessant finden. „Zurückhaltende Menschen haben häufig Angst davor, abgelehnt zu werden. Hier hilft es, wenn sie sich klar machen, dass sie zu nichts gezwungen werden. Sie müssen niemanden kennen lernen, sie können auch einfach nach Hause gehen. Das nimmt den Druck“, sagt Therapeutin Verena König. Sie hilft Menschen, ihre Ängste im Beruf und Privatleben zu überwinden: „Introvertierte Menschen sind meist sogar sehr beliebt bei solchen Veranstaltungen, weil sie zuhören und nicht von sich prahlen.“
Zuhören & Geben ist das neue Verkaufen
Wer richtig zuhört, gewinnt viel: Einblicke in die Fähigkeiten, Beweggründe und Wünsche der Gesprächspartner. Außerdem lieben es Menschen, wenn sie ernst genommen und angehört werden. Das hilft dann beiden Seiten, eine erfolgreiche Verbindung einzugehen. Oder falls es nicht passt, es gleich zu merken. Wer sich währenddessen sogar fragt: „Wie kann ich meinem Gegenüber helfen, wie kann ich ihm oder ihr etwas Gutes tun?“, schreitet im erfolgreichen Netzwerken voran. Denn: Wer viel gibt, ohne etwas zu erwarten, wird später mehr zurückbekommen. Menschen spüren echtes Interesse und Anteilnahme. Mit angenehmen Gesprächspartnern verbringt man gerne Zeit, empfiehlt sie weiter und schmiedet Kooperationen.
Chancen erkennen, Kooperationen knüpfen, neue Geschäftsmodelle entwickeln
Wenn Menschen zusammenkommen, um etwas zu bewegen, können erstaunliche Energien freigesetzt werden. So entstehen auch neue Geschäftsmodelle. Beispielsweise als sich in den 1980er Jahren Zimmerer wie Kurt Jülg mit anderen Holzbauern zusammengeschlossen haben, um ökologische Baustoffe gemeinsam einzukaufen. „Sie wollten das Bauen mit Holzvorantreiben, das vor 30 Jahren noch eine Randerscheinung war“, erzählt die Tochter und Nachfolgerin Nadine Jülg-Schenkel. Die Zimmermeisterin von Jülg ökologischer Holzbau engagiert sich als stellvertretende Obermeisterin und als Gesellenprüfungsvorsitzende. Auch gewerke- und branchenübergreifende Kooperationen und Ideen für neue Geschäftsmodelle entstehen durch intensiven Austausch.
Offenheit ist der Schlüssel
Viele Unternehmer stellen ihre Erfolge in den Vordergrund. Wer weit kommt, hat in der Regel einige Rückschläge erlitten. Wenn man dazu steht, ist man gleich sympathischer. Auch in deutschen Städten gibt es inzwischen immer mehr Fuckup Nights, in denen Menschen vor großem Publikum erzählen, wie sie beruflich gescheitert sind. Die Architektin und Obermeisterin Daniela Baisch plädiert für Offenheit: „Ich spreche über Schwierigkeiten, Engpässe, Scheitern, Komplikationen und Misserfolg, denn ich will, dass andere wissen, dass es immer weiter geht, dass man sich immer aufrappeln kann und auch aus etwas scheinbar Schlechtem Gutes entstehen kann“, sagt die Geschäftsführerin der Holzbau Ott GmbH. Um solch engagierten Frauen eine spezielle Plattform zu bieten, hat der Verband Holzbau Baden-Württemberg die Fachgruppe Unternehmerinnen im Holzbau gegründet. Diese wird von Daniela Baisch geleitet.
Mut macht einen schneller bekannter
Menschen treffen, die normalerweise nicht erreichbar sind, ist bei größeren Veranstaltungen manchmal möglich. Jedoch: Promis reisen oft gleich nach ihrem Vortrag ab. Hier rät Netzwerk-Expertin Petra Polk: „Sprechen Sie sie direkt nach deren Vortrag an. Als Aufhänger können Sie sich einfach für den Vortrag bedanken. Fragen aus dem Publikum sind auch immer gut, dadurch ziehen Sie Aufmerksamkeit auf sich. So habe ich mich beispielsweise bekannt gemacht.“
Die eigenen Kompetenzen und Ziele kennen
Zielgerichtet Netzwerken bedeutet, dass man sich Gedanken macht, warum man eine Veranstaltung besucht. Wer dabei noch reflektiert, welche Kompetenzen er einbringen kann und was er langfristig erreichen möchte, der kann dort offen seine Ziele kommunizieren. Denn: Wenn keiner weiß, was ich will und brauche, kann mir auch keiner helfen.
Kurz, unterhaltsam, einzigartig: Neugierde wecken mit Elevator Pitch
Wer es schafft, sich und seine Arbeit unterhaltsam vorzustellen, bleibt im Gedächtnis der Anderen. Beispielsweise mit einem Elevator Pitch (übersetzt: „jemanden etwas im Aufzug schmackhaft machen“). Die Idee: In 60 Sekunden das Interesse der anderen wecken ‒ also kurz die eigene Motivation sowie Vorteile und Einzigartigkeit des Projektes vorstellen.
Digitale Brücken und Empfehlungen
Nach einem Visitenkartenaustausch sich auch digital zu vernetzen, bringt einige Vorteile: mehr Informationen über den Menschen und künftige Updates. Das vielfältige Angebot an digitalen Plattformen bietet für fast jeden etwas Passendes. Anja Windmüller vom Bildungszentrum Holzbau-Baden-Württemberg empfiehlt diese einzusetzen: „Viele Holzbauer haben das Potential der Social Media Kanäle noch nicht erkannt. Einigen ist nicht bewusst, dass es einen Unterschied macht, ob man dort privat oder geschäftlich aktiv ist.“ Ein authentischer Social Media Auftritt unterstützt die Mundpropaganda und kann die Empfehlungsrate potenzieren.
Reputation ist das neue Image
Geschäfte und Verträge werden zwischen Menschen und nicht zwischen Firmen geschlossen. Wer sich sympathisch ist, arbeitet gerne zusammen, schafft Kooperationen und empfiehlt sich weiter. Mit einer offenen Einstellung, Bereitschaft zum Geben und klarem Ziel können ungeahnte Möglichkeiten entstehen. Wenn Sie sowieso schon gut sind, dann sorgen Sie dafür, dass es künftig auch jeder weiß. Also fangen Sie am besten gleich an.
So kommen Sie weiter beim Netzwerken: Hören Sie zu!
Heide Merkel, Steuerung Presse und Digitale Medien bei MOLL pro clima. Mitinitiatorin des Blogs frauenzimmer.live. heidi-hakt-nach.de
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